Lehrerschmidt hat sich das Bundesverdienstkreuz verdient!

Heller Hintergrund mit Wimpeln, einem glücklichen Mädchen und einem Schriftzug "Congratulations"

Lehrerschmidt erhält das Bundesverdienstkreuz

– Warum er es verdient hat und welche Frage bezüglich Nachhilfe und unseres Schulsystems trotzdem bleibt

“Es ist niemand da, der den Rechenweg noch einmal erklären könnte.”

– mit diesem Satz beschreibt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Homeschooling-Situation vieler Familien in ganz Deutschland, die während der Lockdowns immer und immer wieder vom System Schule enttäuscht wurden.

Doch einer, der in dieser Zeit nicht enttäuschte, sondern weit über sein eigenes Klassenzimmer und seine Schule hinaus half, ist Kai Schmidt, besser bekannt als der YouTuber Lehrerschmidt.

Bei Lehrerschmidt denke ich an unaufgeregte, klar verständliche Erklärvideos ohne viel Schnickschnack. Ob Mathe, Deutsch, Physik oder Technikthemen – er deckt alles ab.

Zurückspulen, pausieren oder Fragen in den Video-Kommentaren stellen können; die Videos von Lehrerschmidt wurden millionenfach angeschaut und waren für viele Schüler:innen die Hilfe im Homeschooling, die sie von ihren eigenen Lehrer:innen nicht bekommen haben.

Warum das Bundesverdienstkreuz?

Das Bundesverdienstkreuz ist die höchste Anerkennung, die die Bundesrepublik Deutschland für Verdienste um das Gemeinwohl vergibt. Es wird für besondere Leistungen auf politischem, wirtschaftlichem, kulturellem, geistigem oder ehrenamtlichem Gebiet verliehen. Und zig Schüler:innen das Schuljahr zu retten, während Tausende von Lehrern an der Technik versagten – zu faul, zu doof, zu desinteressiert? Ganz ehrlich: Ich weiß es nicht! – das ist mehr als ein guter Grund für diese Auszeichnung.

Und genau das ist es, was mir als Schlaumeierin Lehrerschmidt so sympathisch macht:

  • Er setzt sich ein für seine Schüler:innen.
  • Er hört seinen Schützlingen zu und gibt Hilfestellungen weit über seine Jobbeschreibung und seine persönliche Komfortzone hinaus.
  • Er übernimmt Verantwortung, wo andere die Verantwortung nach oben abgeben.

Ich glaube, dass Kai Schmidt mit Herz und Seele Lehrer ist. Das ist doch einer, den wir uns alle im eigenen Klassenzimmer gewünscht hätten, oder?

Engagement, Kreativität und der Wille, anderen zu helfen sind gerade in Krisenzeiten von unschätzbarem Wert! Chapeau, Kai Schmidt!

„Nachhilfe“-Tool – Hilfe nach was eigentlich?

Der Bundespräsident bezeichnet Lehrerschmidts YouTube-Kanal als „Nachhilfe-Tool“. Wenn du mich schon kennst, weißt du, dass ich mit der Selbstverständlichkeit, mit der Nachhilfe in unserem Schulsystem akzeptiert wird, so meine Probleme habe.

Mama, die sich eine Lupe vor ein Auge hält, um ganz genau hinzusehen

Denn ist es nicht eigentlich die Aufgabe der Schule, den Kindern den Stoff so beizubringen, dass sie ihn verstehen? Wie kann es sein, dass Kinder nach dem regulären Unterricht in einer Art „zweiten Schule“ noch einmal das lernen müssen, was sie im ersten Anlauf nicht verstanden haben? Ganz nebenbei bezahlt aus Mamis und Papis Geldbeutel.

Zurück zu Lehrerschmidts „Nachhilfe-Tool“. Hilfe nach was eigentlich? Nach dem Scheitern der Schüler:innen, die sich aufgrund von fehlendem oder mangelhaftem Unterricht selbst durchkämpfen mussten? Nach dem Versagen der Schulen und einzelner Lehrkräfte die Schüler:innen gerade dazu zwangen, sich nach anderen Hilfsmitteln umzuschauen? Oder nach Versagen des kompletten Schulsystems, das Familien selbst nach Monaten des On/Off-Homeschoolings keine Verbesserung bieten konnte?

Denken wir nur mal an die Anforderungen an unsere Schüler:innen. Innerhalb weniger Wochen sollen sie komplexe mathematische Konzepte wie den Satz des Pythagoras verstehen und anwenden können. Einige Jahre später erwarten wir von ihnen, dass sie Kurvendiskussionen meistern, Integrale berechnen und Nullstellen bestimmen. Das ist der Standard in unserem Schulsystem.

Aber erwarten wir von Lehrkräften, dass sie innerhalb weniger Wochen lernen, wie man Zoom nutzt, Bildschirminhalte teilt oder digitale Tools wie Miro effizient einsetzt? Das scheint offenbar zu viel verlangt zu sein. Und ganz ehrlich: Würde es morgen wieder einen Lockdown geben, wer glaubt daran, dass es dieses Mal anders wäre?

Das System Schule "brauchte" keine Hilfe. Die Familien aber doch.

Im ersten Lockdown sah ich bei meinen Homeschooling-Schüler:innen, wie große Defizite waren, sich Dinge selbst zu erarbeiten, selbstständig voranzukommen, alleine zu lernen. Im Mai 2020 tippte ich mir die Finger wund und telefonierte mir die Ohren blutig. Ich wollte Schulen helfen. Mit Kursen zum “Lernen lernen”.

Am Telefon wurde ich abgewimmelt, auf den Großteil meiner E-Mails bekam ich noch nicht einmal eine Antwort. Ich habe nicht gezählt, wie viele Schulen ich kontaktiert habe. 100 werden es bestimmt gewesen sein, keine einzige wollte meine kostenlose Hilfe für die Kinder und Familien.

An einer Schule hier in meiner Region sagte man mir, man habe ein gutes System und brauche keine externe Unterstützung. Als ich dann erwiderte, dass ich einen Jungen aus der 7. Klasse mehrmals wöchentlich unterstütze und die Mutter sich dieses “Lernen lernen” auch für die ganze Klasse wünschen würde, legte die gute Dame des Schulsekretariats einfach auf.

Wie gut das System dieser Schule funktioniert hat, habe ich ein halbes Jahr später in einigen Familien gesehen. Da sich die Schulen nicht helfen lassen wollten, sattelte ich um. Denn ja, ich nutzte den Lockdown, um mich weiterzubilden. Und so spezialisierte ich mich darauf, Eltern zu zeigen, wie sie ihre Sprösslinge ohne Ärger bei Hausaufgaben und Lernen anleiten können. Das waren meine ersten Schritte von der Oui Oui Nachhilfe zur Schlaumeirin. Davon aber ein anderes Mal mehr.

Ein Schlusswort

Corona – eine Situation, der unser Schulsystem und seine Lehrkräfte völlig unvorbereitet gegenüberstanden. Über Jahrzehnte hinweg wurde es versäumt, Schule an das digitale Zeitalter anzupassen.

Umso wichtiger ist es, dass es Menschen wie Kai Schmidt gibt, die über sich hinauswachsen und dort einspringen, wo das System versagt. 

Und doch bleibt die Frage: Warum müssen Schüler überhaupt auf externe Hilfen wie Lehrerschmidts YouTube-Kanal zurückgreifen? Warum gibt es immer noch so viele Defizite in der Schule?

Würde die Förderung von Selbstständigkeit und eigenverantwortlichem Lernen endlich in den Mittelpunkt des Unterrichts rücken, bin ich sicher, dass alle Kinder eine deutlich bessere Chance hätten, ihre schulischen Herausforderungen erfolgreich zu meistern – ohne auf externe (Nach)Hilfe angewiesen zu sein.

Fragezeichen auf rotem Hintergrund